Das Weimarer Kino im Fokus
Die imposanten Wolkerkratzerschluchten in "Metropolis", die schauerliche Gestalt des Vampirs "Nosferatu" und die verwinkelten Dekors in "Das Caligari des Dr. Caligari": Diese Bilder haben sich tief in das Gedächtnis der internationalen Filmgeschichte eingeschrieben.
Entstanden sind diese Werke in der Zeit der Weimarer Republik. Am 09. November 1918 wurde in Berlin die erste deutsche parlamentarische Demokratie durch den SPD-Politiker Philipp Scheidemann ausgerufen. Vorausgegangen waren vier Jahre Krieg mit zehn Millionen gefallener Soldaten und sieben Millionen ziviler Opfer. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs begann das Ringen um neue Gesellschaftsmodelle und Lebensentwürfe. In dieser dynamischen Zeit wurden in den deutschen Filmateliers einige der bedeutendsten Werke der Kinogeschichte gedreht.
Aktuell und in den kommenden Jahren feiern sie und viele weitere beeindruckende Filme aus dieser Zeit ihr hundertstes Entstehungsjahr. Mit der Initiative "100 Jahre Stummfilm-Klassiker der Weimarer Republik" möchte Stummfilm Magazin das Interesse für den frühen Film wecken und zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihm anregen. In jedem Kampagnenjahr rückt Stummfilm Magazin mehrere bemerkenswerte deutsche Stummfilme in den Mittelpunkt seiner Berichterstattung. Die Aktion wurde im November 2018, hundert Jahre nach der Ausrufung der Weimarer Republik gestartet und wird laufend ergänzt. Die aktuellen Jubiläumsfilme für das Jahr 2023, die also vor hundert Jahren in die Kinos kamen, finden Sie hier.
Ein Anliegen der Redaktion ist dabei auch, junge Menschen für Kinowerke aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu interessieren und so deren Blick auf die mediale Vermittlung und Verarbeitung von gesellschaftlichen und politischen Strömungen und Ereignissen – beispielhaft am frühen deutschen Films – zu schärfen.
Die Auswahl der Werke orientiert sich an ihrer filmhistorischen Bedeutung, also an inhaltlichen, technischen und gestalterischen Kriterien. Auch wurde die Rezeptionsgeschichte berücksichtigt. Die Zuordnung der Film an das jeweilige Jahr richtet sich nach den Uraufführungsterminen. Nicht zuletzt spielten bei der Auswahl der Filme – bitte nicht erschrecken ob dieser sehr pragmatischen Prämisse – der Unterhaltungswert und die einfache Verfügbarkeit der Filme eine Rolle.
Die Initiative endet 1930, dem Jahr, als die Umstellung vom Stumm- auf den Tonfilm in der Weimarer Republik in die entscheidende Phase kam; Josef von Sternbergs "Der blaue Engel" steht prototypisch für diese Umbruchsphase. Die frühen deutschen Tonfilme sind nicht minder spannend als die stummen Werke jener Zeit, aber nicht mehr Gegenstand eines Magazins, das sich dezidiert dem Film ohne technisch und kommerziell erfolgreich gekoppelten Ton widmet.
"100 Jahre Stummfilm-Klassiker der Weimarer Republik" ist eine Initiative von Stummfilm Magazin mit freundlicher Unterstützung von RegelWorks Mediengestaltung und Martin Bruno Grothues Design.
Stummfilm Magazin freut sich über weitere Unterstützung und/oder Kooperationspartner*innen, zudem über Anregungen, Kritik und Ergänzungen. Eine Kontaktaufnahme ist hier möglich.