Filme, die 1924 in Weimarer Kinos liefen

Die VI. Weimarer Stummfilm-Retrospektive zeigt vom 26. August bis 06. September 2024 wieder Filme, die vor 100 Jahren in den Weimarer Kinos zu sehen waren.

Damals dominierte das Kino die Abendfreizeitgestaltung. Während sich die Republik ab 1924 von der Inflation erholen konnte, suchte man in den beiden Weimarer Kinos Zerstreuung bei täglich mehreren Vorstellungen mit wöchentlich wechselnden Programmen: In der Marienstraße 1 befanden sich Helds Lichtspiele des Hoffotografen Louis Held und in der Marktstraße 20 die Lichtspiele vorm. Th. Scherff. Die Spielpläne dieser beiden Kinos repräsentieren einen beachtlichen Querschnitt Kinoalltags im Deutschland des Jahres 1924: Insgesamt 463 Spiel- und Kurzfilme aller Genres waren zu bestaunen, während der Anteil ausländischer Titel ‒ insbesondere amerikanischer Produktionen ‒ , nachdem die kriegsbedingten Einfuhrbeschränkungen gelockert waren, auf 220 Titel stieg. 

Doch dieses Filmerbe ist nur bedingt erhalten. Während man generell davon ausgehen muss, dass vom gesamten Stummfilmerbe nur 5 bis 10 % überhaupt erhalten sind, konnten von den 463 Filmen immerhin ca. 170 Titel als existent ermittelt werden, viele jedoch nur in fragmentarischer Form. Daraus wurden für die VI. Weimarer Stummfilm-Retrospektive knapp 20 verfügbare Filme ausgewählt, worunter sich neben zeitlosen Klassikern wie “Die Nibelungen” (D 1924) oder Filmen mit Harold Lloyd auch Seltenheiten wie das in Thüringen gedrehte Drama "Mutter und Kind" (D 1924) oder die erste Verfilmung von Thomas Manns “Buddenbrooks” (D 1923) sowie der surreal-groteske französische Film “Le Brasier ardent” (F 1923) von Ivan Mosschuchin befinden. 

“Weltenecho! Filme der Weimarer Republik in den Weimarer Kinos 1924” ‒ unter diesem Motto kontextualisiert die VI. Weimarer Stummfilm-Retrospektive das Kinojahr 1924 zwischen Unterhaltung und Zeitbild, Kunstwerdung und Industrialisierung des Kinos. Begleitet von historischen Wochenschauen, Einführungen, Vorträgen und Filmgesprächen mit Film-, Kultur- und Musikexpert:innen, werden zudem alle Filmvorführungen von international renommierten Stummfilm-Musiker:innen live vertont. Anschließend an jede Veranstaltung hat das Publikum die Möglichkeit, im “Cine-Corner” im Lichthaus Kino mit den Veranstalter:innen und Expert:innen über die Filme zu plaudern und zu debattieren. Die VI. Weimarer Stummfilm-Retrospektive ist eine Veranstaltungsreihe von Lichthaus Kino, Bauhaus-Universität Weimar, Stadtarchiv Weimar und Kunstfest Weimar. Stummfilm Magazin ist Medienpartner. mehr

Programmübersicht

Montag, 26. August 2024, 18:00 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
Cinessage ‒ Eröffnung der VI. Weimarer Stummfilm-Retrospektive 

Montag, 26. August 2024, 19:30 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
“Die Nibelungen – Teil 1: Siegfried” (D 1924), mit einem Vortrag von Stefan Drößler (Filmmuseum München)
Livemusik: Richard Siedhoff (Piano) 

Dienstag, 27. August 2024, 18:00 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
“Die Flamme” (D 1923) , mit Vortrag “Die Rekonstruktion von Ernst Lubitschs letztem Film in Deutschland” von Stefan Drößler (Filmmuseum München) 

Dienstag, 27. August 2024, 19:30 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
"Er im Paradies" (“Never Weaken”, USA 1922) und "Mister Radio" (D 1924)
Livemusik: Matthias Hirth (Elektronische Klangkomposition) und Michal Skulski (Saxophon, Akai EWI) 

Mittwoch, 28. August 2024, 19:30 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
“Max und die Musketiere” ("The three Must-Get-Theres, USA 1922) und “Nanuk der Eskimo” ("Nanook of the North", Kanada/USA 1921) 
Livemusik: Maud Nelissen (Piano); Richard Siedhoff (Piano) und Mykyta Sierov (Oboe) 

Donnerstag, 29. August 2024, 18:00 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
Vortrag von Norbert Aping: “Wie Charlie Chaplins ‘The Kid’ nach Deutschland kam” 

Donnerstag, 29. August 2024, 19:30 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
“Mutter und Kind” (D 1924) und “The Kid” (USA 1921)
Livemusik: Maud Nelissen (Piano) 

Freitag, 30. August 2024, 19:30 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
“Buddenbrooks” (D 1923)
Livemusik: Ekkehard Wölk (Piano) 

Samstag, 31. August 2024, 15:00 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
Kinder- und Familienprogramm: “Chaplin als Pseudograf” ("The Count", USA 1916), "Er im Haus des Schreckens" ("Hounted Spooks", USA 1920) und “Larry im idelen Gefängnis” ("The Star Boarder", USA 1923)
Livemusik: Ekkehard Wölk (Piano) 

Montag, 02. September 2024, 19:30 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
“Der Glöckner von Notre Dame” ("The Hunchback of Notre Dame", USA 1923)
Livemusik: Stephen Horne (Piano, Querflöte, Akkordeon) 

Dienstag, 03. September 2024, 19:30 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
“Charlie Chaplin als Auswanderer” ("The Immigrant", USA 1917) und “Der Hund von Karibu” ("Where the North begins", USA 1923) 
Livemusik: Stephen Horne (Piano, Querflöte, Akkordeon); Richard Siedhoff (Piano) und Mykyta Sierov (Oboe) 

Mittwoch, 04. September 2024, 19:30 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
“Ehegeschichten” ("Le brasier ardent", F 1923)
Livemusik: Tobias Rank (Piano) und Izabela Kałduńska (Violine) 

Donnerstag, 05. September 2024, 18:00 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
Podiumsdiskussion: “Die Nibelungensage - Widerhall eines alten Mythos in Kunst und Politik” 

Donnerstag, 05. September 2024, 19:30 Uhr, Lichthaus Kino Weimar
“Die Nibelungen – Teil 2: Kriemhilds Rache” (D 1924)
Livemusik: Richard Siedhoff (Piano) 

Freitag, 06. September 2024, 19:30 Uhr, Audimax der Bauhaus-Universität Weimar
“Ausgerechnet Wolkenkratzer” ("Safety Last!", USA 1923) und “Die Stimme der Nachtigall” ("La Voix au Rossignol", F 1923)
Livemusik: Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach, Dirigat und Komposition: Robert Israel

Textquelle: Weimarer Stummfilm-Retrospektive

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