Bundesarchiv digitalisiert fragile Filme mit hochmoderner Technik

Das Bundesarchiv hat im Oktober 2023 ein neues System zur Filmdigitalisierung nach weltweit höchsten Standards in Betrieb genommen. Am Standort Hoppegarten (bei Berlin) kommen sechs Spezialscanner der neuesten Generation zum Einsatz. Mit dieser modernen Technik kann der große historische Originalbestand digitalisiert und das deutsche Filmerbe bewahrt werden. Laufbildrestaurierung, Mastering, Qualitätskontrolle sowie Tondigitalisierung sind auf hohemtechnischem Niveau möglich. Vorgestellt wurde das System, in das circa elf Millionen Euro investiert wurden, zum diesjährigen Film-Restored-Festival der Deutschen Kinemathek. 

Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs: "Wie kaum ein zweites Medium bilden Filme Zeitgeschichten und damit Zeitgeschichte ab. Sie zu schützen und für die Nutzung zur Verfügung zu stellen, bedarf wegen des fragilen Materials besonderer Anstrengungen. Diese unternehmen wir und heben die Filmdigitalisierung jetzt technisch auf die neueste Stufe. So setzen wir Maßstäbe für den Schutz dieses wertvollen Kulturerbes." 

Das Bundesarchiv beherbergt das zentrale deutsche Filmarchiv und damit eines der größten Filmarchive der Welt. Es lagert in seinen Magazinen rund 1,1 Millionen Filmträger. Der Bestand umfasst etwa 210.000 Filmwerke und wächst stetig weiter. Seit seiner Gründung in den 1950er Jahren sammelt das Filmarchiv deutsche Filme aller Genres, darunter Wochenschauen, Trickfilme, Dokumentarfilme und Spielfilme, soweit sie nicht für das Fernsehen produziert wurden. Dazu gehören die ältesten öffentlich aufgeführten Filme aus dem Jahr 1895 oder auch die aktuellen Gewinner des Deutschen Filmpreises. Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt im Zeitraum von 1930 bis 1945, in Kinowochenschauen nach 1945 sowie Filmen aus der DDR. 

Nach aktuellen Schätzungen sind nun etwa vier Petabyte pro Jahr als digitale Sicherung möglich, was etwa 2.300 Filmträgern pro Jahr entspricht. Dank der neuen Geräte ist eine Verdoppelung der Kapazität möglich. 

Im neuen Verfahren wird pro Filmexemplar ein digitales Sicherungspaket erstellt: Dies umfasst die Dateien für die digitale Langzeitsicherung, bestehend aus hochauflösendem Bild-Rohscan als Einzelbilder im Tif-Format sowie Tonscan als Wave-Datei sowie zwei verschiedene Benutzungsdateien (Masterdatei als MXF-OP1a und Ansichtsdatei als MP4). Zur technischen Ausstattung gehören Scannertypen des Anbieters DFT: drei Filmscanner Scanity HDR und drei Filmscanner Polar HQ. Bei Scanity HD handelt es sich um einen 4k-Durchlaufscanner, der zeilenweise das Filmbild abtastet. Dabei kommen das sogenannte Trocken- als auch das Wetgate-Verfahren für Filmformate von 8mm bis 35mm zum Einsatz. Als europaweit erstes Archiv verfügt das Bundesarchiv über die Möglichkeit, mit dem Polar HQ sehr fragile 16mm und 35mm-Filme schrittweise bis zu 8k zu digitalisieren. Zum Vergleich: Der allgemeine Postproduktionsstandard liegt derzeit bei 4k. 

Für die Bearbeitung und Konfektionierung der Daten wurden drei Clipster-Masteringsysteme der Firma Rohde&Schwarz beschafft. Die Anwendung der digitalen Bildretusche erfolgt über drei Workstations mit der Software Diamant-Film Restoration der Firma HS-Art. Ausgewählte Filme werden als DCP-Kinoproduktionen aufbereitet und erhalten eine zusätzliche Lichtbestimmung über die Software DaVinci Resolve Studio 19 der Firma Blackmagic. Alle Geräte sind mit dem zentralen Serverraum über Glasfaserkabel und einer 4k KVM-Absetzung verbunden und können in Echtzeit Daten senden und abrufen. mehr
Textquelle: Presemitteilung Bundesarchiv

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