Jahrzehnte bevor es Computergrafiken und Musikvideos gab, kombinierte der Filmvisionär Oskar Fischinger (1900-1967) in kurzen Filmen abstrakte Formen und Farben mit Musik.
Erzählt von Ehefrau und Kollegin Elfriede Fischinger, kommen in dem am 21. September 2023 in den Kinos gestarteten Dokumentarfilm “Oskar Fischinger – Musik für die Augen” (D 2023) das Leben und Werk des Trickfilmpioniers und Erfinders des Musikvideos digital restauriert zurück auf die große Leinwand. Elfriede Fischinger, Witwe und Kollegin von Oskar Fischinger, erzählt 1993, sechs Jahre vor ihrem Tod, in einem Interview über das bewegte Künstlerleben des Ehepaars und die Arbeit mit ihrem Mann.
In der hessischen Kleinstadt Gelnhausen aufgewachsen, arbeitete das Paar in Frankfurt am Main, München, Berlin und Hollywood. Inspirierd von Walther Ruttmanns “Opus I” (D 1921) erschuf Oskar Fischinger experimentelle Meisterwerke für die Leinwand, wie den bekannten Werbefilm “Muratti greift ein” (D 1934), in dem die Zigaretten zu klassischer Musik im Takt marschieren. Er ließ abstrakte Formen und Farben zum Rhythmus der Musik tanzen und gilt damit als Erfinder der visuellen Musik.
Als die Nazis die Macht ergriffen, galten Fischingers Filme als entartete Kunst und das Ehepaar emigrierte 1936 in die USA. In Hollywood arbeitete Fischinger für die großen Studios: Paramount, MGM und Walt Disney, doch die Zusammenarbeit war nicht von langer Dauer. In einem Brief an einen Freund schrieb er: „Kein wirkliches Kunstwerk kann mit der Arbeitsweise entstehen, die im Disney-Studio üblich ist.“ Frustriert von der Arbeit in den Filmstudios und davon, nicht wie in Deutschland unabhängige Filme produzieren zu können, widmete Fischinger sich den Rest seines Lebens der Ölmalerei.
Oskar Fischinger war ein innovativer Gestalter von Bewegtbildern. Sein Einfluss ist bis heute spürbar. Nach einer aufwändigen digitalen Restaurierung der Interviews, ergänzt durch die experimentellen Fischinger-Filme und Werbefilmklassiker, ist mit “Oskar Fischinger – Musik für die Augen” unter der Regie von Harald Pulch und Ralf Ott ein spannendes Zeitdokument über einen bedeutenden Filmkünstler des 20. Jahrhunderts entstanden. mehr
Textquelle: jip film & verleih gbr
