Das 42. Internationale Frauen Film Fest Dortmund+Köln (IFFF), eines der größten und ältesten Frauenfilmfestivals weltweit, findet 2025 vom 01. bis 06. April statt.
Zu den Besonderheiten des Festivals gehört, dass das Hauptprogramm mit über 100 Filmen biennal zwischen den Städten Dortmund und Köln wechselt. 2025 ist Dortmund wieder an der Reihe. Um dennoch in beiden Städten präsent zu sein, gibt es einen repräsentativen Querschnitt des Programms in der jeweils pausierenden Stadt zu sehen.
Quer durch die Filmgeschichte und über alle filmischen Längen und Formate hinweg bearbeitet das IFFF im Rahmen der diesjährigen Sektion “Fokus: Sehen lernen und verlernen − Film dekolonisieren" die Kolonialgeschichte und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart hinein: Welche Bilder erzählen über Verbrechen des Kolonialismus und die damit verflochtenen rassistischen Strukturen, ohne sie zu reproduzieren? Können filmische Perspektiven eine Störpraxis sein auf dem Weg zu einer klärenden Diskussion über das koloniale Erbe? Das Festival zeigt und diskutiert empowernde Arbeiten aus 120 Jahren Filmgeschichte vom frühen Stummfilm bis zu aktuellen Produktionen. Und schmiedet Allianzen mit transnationalen Akteur:innen. Sie dekonstruieren Bilder und Töne und dekolonisieren den weißen Blick im Kino.
Zentral ist dabei auch die Auseinandersetzung mit Archiven. In mehreren Kurzfilmprogrammen, darunter das Stummfilmprogramm “Framing the Archive” am 06. April 2025 um 16:00 Uhr im sweetSixteen Kino Dortmund, loten Filmemacher:innen künstlerische Möglichkeiten aus, mit rassistischen Archivbildern aus der Kolonialzeit umzugehen. Indem sie sich mit den Abgebildeten solidarisieren, laden sie ein, diese Bilder zu hinterfragen.
Bis in die 1960er-Jahre konnten People of Colour Zugang zum Mainstream-Kino nur um den Preis erreichen, dass sie sich in Aussehen und Verhalten weißen Normen anpassten. Gleichzeitig drückten Josephine Baker oder die Komödiantinnen Minnie Devereaux und Bertha Regustus bereits in der frühen Stummfilmära mit ihrem außergewöhnlichen Talent vielen Filmen ihren Stempel auf. Mit Brillanz, Humor und Charisma sprengten sie die für Schwarze vorgesehenen Räume und Rollenmuster. Noch heute laden sie dazu ein, Schwarzsein auf differenzierte Weise zu betrachten und zu überdenken.
Auch die Pionier:innen des indischen Kinos pushen in der Rolle von mächtigen Gottheiten die Handlung. In drei frühen Filmfragmenten von “Framing the Archive” erlebt das Publikum intensive Momente von Schönheit, Experiment und Protest. Die Filme greifen Mythen und Epen auf, wie die Legende von Krishna. Darüber hinaus sind sie unmittelbarer Ausdruck des “swadeshi”, einer Bewegung der Selbstbehauptung und Wut gegen die Kolonialregierung, die Inder:innen ausbeutete und entmenschlichte. Diese frühen Filmraritäten befassen sich intensiv mit Vergangenheit und Zukunft einer kolonisierten Nation − vom “swadeshi”-Kino des D. G. Phalke über den Zorn einer indigenen Göttin in Béhula bis zum Symbol des Befreiungskampfs in Muralivala.
Um dieses Erbe zu verstehen und wertzuschätzen, werden Marny Garcia Mommertz, Terri Frances, Alison Starr und Iyesha Geeth Abbas filmisch, live und online die Kurzfilme und Fragmente framen. Feministische Perspektiven von heute treten so in einen Dialog mit Schwarzen Schauspieler:innen aus dem frühen Stummfilm. Live begleitet werden die stummen Kurzfilme und Fragmente von Raissa Mehner an der E-Gitarre und Hugette Tolinga an den Percussions.
Das Stummfilmprogramm “Framing the Archive” ist inspiriert von der bedeutenden Bluray/DVD-Veröffentlichung “Cinema's First Nasty Women”. Förderer des IFFF sind das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, die Stadt Dortmund, das Kulturbüro Dortmund, die Stadt Köln Kulturamt, die Film- und Medienstiftung NRW, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Sparkasse Dortmund und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien beim Bund. mehr
Quelle: Internationales Frauen Film Fest Dortmund+Köln (IFFF)
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