“Harry Piel – Daredevil Director” war der Titel einer vielbeachteten Retrospektive beim Stummfilmfestival 2023 im italienischen Pordenone, den renommierten “Giornate del cinema muto”.
Der Titel war vor allem treffend in seiner Beschreibung eines wagemutigen Tausendsassas, dem schwindelerregende Höhen, gefährliche Raubtiere und rasende Expresszüge gerade gut genug waren, um seine Idee eines anderen Kinos in der Weimarer Zeit umzusetzen. Harry Piel, geboren 1892 in Benrath – ein Düsseldorfer Jong! –, war jedoch mehr als nur ein Regisseur: Noch weit bevor der Ausdruck “Autorenfilmer” geprägt wurde, war er zudem schon Produzent, Drehbuchautor und ab 1919 auch sein eigener Hauptdarsteller.
In einer Zeit, in der der deutsche Film statisch war, zunächst geprägt von Melodramen und simplen Humoresken, später dann von der Schwere des Expressionismus und der Schauerromantik, stand Piel für ein agiles, aufregendes Kino, sein Genre war der Sensationsfilm. Schon früh etablierte er sich als Marke, seine Filme versprachen für die damalige Zeit sensationelle Stunts und exotische Handlungsorte – ganz so, wie es später das Grundmuster für Filmreihen wie “James Bond” oder “Mission Impossible” sein sollte. Die Stunts, meist selbst ausgeführt, waren atemberaubend und wurden zu seinem Markenzeichen. Harry Piel selber wurde zu einem Filmstar, der global erfolgreich war wie kein anderer deutscher Schauspieler und Filmemacher der 1920er-Jahre. Mühelos schaffte er den Übergang zum Tonfilm, seine Popularität war auch in den 1930er-Jahren ungebrochen, seine Filme blieben weiterhin große Kassenschlager. Und doch ist Piel heutzutage nahezu vergessen, sind seine Arbeit und sein Erfolg in der deutschen Filmgeschichtsschreibung weitgehend ignoriert.
Seit einigen Jahren macht das Filmmuseum Düsseldorf Harry Piels filmisches Werk in aufwändigen Restaurierungen wieder zugänglich; ein schwieriges Unterfangen, da ein Großteil seiner Filmkopien im Bombenhagel des 2. Weltkriegs vernichtet wurde und seine Filme oftmals nur in Fragmenten, über die ganze Welt verteilt, überlebt haben. Internetseite des Filmmuseum Düsseldorf
Quelle: Filmmuseum Düsseldorf
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