tv geraet 250 Noch bis 07. Januar 2022 kann in der Arte-Mediathek der französische Stummfilm "Karottenkopf" abgerufen werden.

Lügen, Unordnung, Geschwätz. Drei Dinge, die Monsieur Lepic über alles hasst und ausgerechnet diese verkörpern für ihn seine Frau. Der in diesen Ehekrieg hineingeborene Sohn François, "Karottenkopf" genannt, führt das unglückliche Leben eines Prügelknaben ... Julien Duvivier Verfilmung des berühmten Romans von Jules Renard kam 1925 in die Kinos.

Einen Schulaufsatz zum Thema "Familie" schreiben – nichts einfacher als das! Dem kleinen François Lepic, der nur Karottenkopf genannt wird, fällt die Aufgabe aber nicht leicht. Seine Mutter schikaniert und bestraft ihn bei jeder Gelegenheit, seine älteren Geschwister verspotten ihn und seinem Vater Monsieur Lepic ist er offenbar gleichgültig. Ob es ein Stück Melone oder auch nur ein Lächeln ist, seine Mutter weiß es ihm zu verweigern. Sie nutzt jeden Anlass, ihrem Frust Ausdruck zu verleihen. Als sie bemerkt, dass Karottenkopf sich eines Nachts im Kamin erleichtert, da sie seine Tür vor dem Zubettgehen verschlossen hat, stellt sie schnell einen Nachttopf unter sein Bett, um es so aussehen zu lassen, als hätte er eine Wahl gehabt, nur um ihn daraufhin bestrafen zu können.

Einzig das neue Dienstmädchen Annette bemerkt die grausamen Taten von Madame Lepic und nimmt sich des Jungen an. Doch das Wunschbild einer perfekten Familie kann Karottenkopf nicht aus seinen Gedanken streichen, wünscht er sich doch nur, geliebt zu werden. Als dann noch Geld aus der Familienkasse fehlt, Karottenkopf verdächtigt wird und es in einen gewaltigen Streit zwischen den Eltern ausartet, fühlt er sich verantwortlicher denn je für deren misslungene Ehe. Geplagt von dem Gefühl, ungeliebt zu sein, vielleicht sogar seine eigene Mutter nicht mehr zu lieben, sucht er Schutz und Geborgenheit bei seinem besten Freund, dem Familienhund. In seiner Verzweiflung sieht er nur einen Weg der Erleichterung, gar Erlösung! Doch Karottenkopf ist am Ende gar nicht so allein, wie er bislang dachte …

Julien Duvivier begann 1916 als Theaterschauspieler. Schnell wechselte er ins Bühnenmanagement und dann als Assistent in die Regie. Im Jahr 1919 drehte er seinen ersten Spielfilm "Halcedama ou Le Prix du sang", einen Western, im Département Corrèze. Seine frühen Filme sind oft Literaturverfilmungen wie "Karottenkopf", den er nach dem berühmten Roman von Jules Renard gleich zwei Mal realisierte (1925 und 1932). Von den 1930er bis in die 1960er Jahre war Duvivier prägend für das französische Kino, vom Poetischen Realismus des "Pépé le Moko - Im Dunkel von Algier" (1937) mit Jean Gabin bis zu "Lichter von Paris" (1960) mit Jean-Pierre Léaud. Mit der Nouvelle Vague sank sein Stern; seinen letzten Film drehte Julien Duvivier mit Alain Delon und Senta Berger: "Mit teuflischen Grüssen" (1967). mehr
Textquelle: Presse Arte TV; Bild: Stummfilm Magazin

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